Im ersten Monat nach einem traumatischen Ereignis ist es normal, dass Kinder und Jugendliche unruhiger und nervöser sind und beispielsweise Wut- oder Trotzanfälle haben. Das Wiedererleben des traumatischen Ereignisses und der dauernde Versuch, auslösenden Situationen aus dem Weg zu gehen, führen bei Kindern und Jugendlichen zu einer andauernden Anspannung. Sie können deshalb an Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder erhöhter Schreckhaftigkeit leiden.

 

Ein- und Durchschlafschwierigkeiten

  • Einschlafrituale sind ganz besonders nach einem Trauma von grosser Bedeutung. Versuchen Sie dieselben Rituale wie vor dem Trauma so schnell wie möglich wieder einzuführen (Geschichte erzählen, vom Tag erzählen, usw.)
  • Falls nötig, helfen Sie Ihrem Kind neue Rituale für sich zu finden, die ihm helfen einzuschlafen (z.B. Musik oder Geschichte hören, lesen, an etwas Schönes denken, usw.).
  • Selbstberuhigungsrituale können eingesetzt werden, wenn das Kind in der Nacht erwacht. Bevor das Kind die Eltern aufweckt, sollte es diese Rituale ausprobieren. Es könnte z. B. sein Lieblingsstofftier als Beschützer oder ein Gegenstand der Eltern als Unterstützung bei sich haben.
  • Falls sich Ihr Kind von sich aus wünscht, wieder bei Ihnen im Elternbett zu schlafen, können Sie dies für eine kurze und im Voraus vereinbarte Zeitspanne (z.B. 3 Nächte) erlauben. Alternativ können Sie Ihr Kind im Elternzimmer auf einer separaten Matratze schlafen lassen.
  • Sie können auch die Türe im Kinderzimmer leicht offen oder ein Nachtlicht brennen lassen.
  • Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass eine Stunde vor dem Schlafengehen keine aufregenden Tätigkeiten gemacht werden (kein TV oder Handy, keine Computer-Spiele).
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während des Tages genügend und regelmässige körperliche Bewegung hat und Sport treibt.

 

Konzentrationsschwierigkeiten

  • Konzentrationsschwierigkeiten sind bei Kindern und Jugendlichen nach einem traumatischen Ereignis häufig. Ungewollte Gedanken oder Erinnerungen an das Ereignis lenken Kinder und Jugendliche ab und führen zu Aufmerksamkeitsproblemen.
  • Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, was los ist, wenn es Konzentrationsschwierigkeiten hat. Finden Sie mit Ihrem Kind heraus, ob es bestimmte Situationen gibt, in welchen die Konzentrationsschwierigkeiten vermehrt auftreten.
  • Es ist in jedem Fall empfehlenswert, dass Sie die Lehrperson Ihres Kindes über das traumatische Ereignis und die damit verbundenen Schwierigkeiten informieren. Sie können die Lehrperson für weitere Informationen auch auf diese Website verweisen.

 

Übermässige Vorsicht

  • Nach einem traumatischen Ereignis ist es normal, dass Kinder und Jugendliche sich übermässig wachsam und angespannt verhalten.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, seine Sorgen mitzuteilen und geben Sie ihm realistische Informationen. Erklären Sie ihm, dass diese innerliche Unruhe normal ist und wieder weggehen wird.
  • Ermuntern Sie Ihr Kind zu Freizeitaktivitäten und Treffen von Freunden und achten Sie darauf, dass bisher beliebte Aktivitäten oder Orte nicht gemieden werden.

Schreckhaftigkeit

  • Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche nach einem traumatischen Ereignis schreckhafter sind. Sie haben oft Angst, dass ihnen so etwas erneut passiert und suchen die Umgebung ständig nach möglichen Risiken ab. Kleinste Reize (z.B. Geräusche) können das Kind erschrecken.
  • Versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie und andere Erwachsene es beschützen werden und vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit.
  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, seine Ängste mitzuteilen und nehmen Sie die Ängste ernst.
  • Seien Sie Ihrem Kind gegenüber so gelassen wie möglich.
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit und Geborgenheit, indem Sie ihm viel Zuwendung geben, sich in seiner Nähe aufhalten und häufig mit ihm sprechen oder spielen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie die Ängste des Kindes nicht verstärken. Ermuntern Sie es soweit wie möglich, angstauslösende Situationen zu ertragen und loben Sie es, wenn es das schafft. Ermuntern Sie mutiges Verhalten!

 

Gereiztheit

  • Körperliche Übererregung und andauernde Anspannung sind nach einem traumatischen Ereignis normal. Diese zeigen sich bei Kindern und Jugendlichen häufig durch schlechte Laune oder Gereiztheit.
  • Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass verschiedene Gefühle wie Anspannung, Müdigkeit oder Sorgen zu Wut oder gereiztem Verhalten führen können.
  • Helfen Sie Ihrem Kind seine Gefühle, Frustrationen und Sorgen in Worte auszudrücken und hören Sie sorgfältig zu.
  • Ermuntern Sie Ihr Kind zu Freizeitaktivitäten und Bewegungen als Ventil für seine Gefühle und die Frustration.
  • Auf Grund der Reizbarkeit kann Ihr Kind auch öfters den Unterricht in der Schule stören. Nehmen Sie dann Kontakt mit dem Lehrer auf und erklären Sie ihm die Situation.

 

Wutanfälle, Aggressivität

  • Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche nach einem traumatischen Ereignis reizbarer und sensibler und dadurch schneller frustriert und aggressiv sind.
  • Seien Sie geduldig und versuchen Sie zu verstehen, was in Ihrem Kind innerlich vor sich geht: Ist das Kind verängstigt, wütend oder gelangweilt?
  • Unterstützen Sie Ihr Kind, seine Bedürfnisse, seine Frustration oder seine Sorge in Worte zu fassen und helfen Sie ihm, seine Wut mit anderen Mitteln auszudrücken.
  • Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie verstehen, wenn es im Moment schneller wütend ist, seien Sie aber trotzdem konsequent.
  • Verhalten Sie sich immer konsequent, stellen Sie klare Regeln für angemessenes Verhalten auf und setzen Sie klare Grenzen. Lassen Sie das Kind wissen, wenn etwas nicht ok ist und unterbrechen Sie aggressives Verhalten immer sofort. Lassen Sie die Situation nicht eskalieren, intervenieren Sie früh.
  • Verwenden Sie einfache, ruhige und vernünftige Instruktionen.
  • Vereinbaren Sie mit dem Kind, was es machen kann, wenn die Wut kommt (in ein Kissen beissen, Boxsack,…). Stellen Sie auch hierzu klare Regeln auf.