Nach einmalig schwerwiegenden oder langanhaltenden bzw. wiederholten Traumatisierungen kommt es häufig vor, dass man unruhiger, impulsiver und nervöser ist und beispielsweise Wut- oder Trotzanfälle hat. Das Wiedererleben der traumatischen Erfahrungen und der dauernde Versuch, auslösenden Situationen aus dem Weg zu gehen, führen zu andauernder Anspannung. Nachfolgend aufgelistet sind Verhaltensauffälligkeiten bzw. Reaktionen, die Du in diesem Zusammenhang zeigen könntest und Tipps, wie Du gegebenenfalls mit diesen umgehen kannst.
Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
- Einschlafrituale sind ganz besonders nach belastenden Ereignissen von grosser Bedeutung. Versuche dieselben Rituale wie vor dem Erlebten so schnell wie möglich wieder einzuführen (Hörbuch/Podcast oder Musik hören, Freund*innen vom Tag erzählen, usw.)
- Falls nötig, versuche neue Rituale für Dich zu finden, die Dir helfen einzuschlafen (z.B. Musik oder Hörbuch hören, lesen, an etwas Schönes denken, usw.).
- Selbstberuhigungsrituale können eingesetzt werden, wenn Du in der Nacht erwachst und nicht wieder einschlafen kannst (z.B. intensiv an ein schönes Erlebnis denken, usw.).
- Du kannst auch die Türe in Deinem Zimmer leicht offen oder ein Nachtlicht brennen lassen.
- Achte grundsätzlich darauf, dass Du eine Stunde vor dem Schlafengehen keine aufregenden Tätigkeiten mehr machst (keine Filme schauen, keine Computerspiele, usw.).
- Achte darauf, dass Du während des Tages genügend und regelmässige körperliche Bewegung hast und Sport treibst.
Konzentrationsschwierigkeiten
- Versuche zu verstehen, was los ist, wenn Du Konzentrationsschwierigkeiten hast (Hast du ungewollte Gedanken oder Erinnerungen an das Erlebte?).
- Versuche herauszufinden, ob es bestimmte Situationen gibt, in welchen die Konzentrationsschwierigkeiten vermehrt auftreten.
- Es ist in jedem Fall empfehlenswert, dass Du (oder Deine Eltern) die Lehrperson über das Erlebte und die damit verbundenen Schwierigkeiten informierst. Du kannst die Lehrperson für weitere Informationen auch auf diese Website verweisen.
Übermässige Vorsicht
- Versuche Deine Sorgen deiner Familie und/ oder Deinen Freunden*innen mitzuteilen. Darüber reden hilft in der Regel bereits.
- Übe Freizeitaktivitäten aus und triff Dich mit Freunden*innen. Achte darauf, dass Du bisher beliebte Aktivitäten oder Orte nicht vermeidest.
Schreckhaftigkeit
- Versuche Deine Ängste Deiner Familie und/ oder Deinen Freunden*innen mitzuteilen. Darüber reden hilft in der Regel bereits.
- Versuche angstauslösende Situationen zu ertragen (und nicht zu vermeiden) und belohne Dich selbst, wenn Du das schaffst (z.B. ins Kino gehen, Freunde*innen treffen, usw.).
Gereiztheit
- Versuche Deine Gefühle gegenüber Deiner Familie und/ oder Freunden*innen in Worte zu fassen. Dies schafft in der Regel bereits Erleichterung.
- Versuche Freizeitaktivitäten und Bewegung (z.B. Sport, Schwimmen, Joggen, usw.) als Ventil für Deine Gefühle und Frustration zu nutzen.
Hyperaktivität
- Nach traumatischen Erfahrungen kommt es häufig vor, dass man sich unruhig und zappelig verhält. Auch fällt es einem oftmals schwer ruhig Aktivitäten auszuführen.
- Auf Grund der Hyperaktivität kann kann es passieren, dass Du Schwierigkeiten in der Schule bekommst. Nimm dann Kontakt mit deinem Lehrer auf und erklären ihm die Situation. Beziehe Deine Eltern als Unterstützung mit ein.
Wutanfälle, Aggressivität
- Versuche Deine Bedürfnisse, Deine Frustration oder Deine Sorgen gegenüber Deiner Familie und/ oder Deinen Freunden*innen in Worte zu fassen.
- Vereinbare mit Deinen Eltern, was Du machen kannst, wenn die Wut kommt (in ein Kissen beissen, Boxsack, usw.).