Nach einmalig schwerwiegenden oder langanhaltenden bzw. wiederholten Traumatisierungen kommt es häufig vor, dass man unruhiger, impulsiver und nervöser ist und beispielsweise Wut- oder Trotzanfälle hat. Das Wiedererleben der traumatischen Erfahrungen und der dauernde Versuch, auslösenden Situationen aus dem Weg zu gehen, führen zu andauernder Anspannung. Aufgrund dessen leidet man häufig an Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder erhöhter Schreckhaftigkeit.
Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
- Einschlafrituale sind ganz besonders nach traumatischen Ereignissen von grosser Bedeutung. Versuche dieselben Rituale wie vor dem Erlebten so schnell wie möglich wieder einzuführen (Hörbuch/Podcast oder Musik hören, Freund*innen vom Tag erzählen, usw.).
- Falls nötig, versuche neue Rituale für Dich zu finden, die Dir helfen einzuschlafen (z.B. Musik oder Hörbuch hören, lesen, an etwas Schönes denken, usw.).
- Selbstberuhigungsrituale können eingesetzt werden, wenn Du in der Nacht erwachst und nicht wieder einschlafen kannst (z.B. auf 3 zählen beim Einatmen, auf 5 zählen beim Ausatmen; wiederhole 10-20 mal).
- Du kannst auch die Türe in Deinem Zimmer leicht offen oder ein Nachtlicht brennen lassen.
- Achte grundsätzlich darauf, dass Du eine Stunde vor dem Schlafengehen keine aufregenden Tätigkeiten mehr machst (keine Filme schauen, keine Computerspiele, usw.).
- Achte darauf, dass Du während des Tages genügend und regelmässige körperliche Bewegung hast und Sport treibst.
Konzentrationsschwierigkeiten
- Konzentrationsschwierigkeiten kommen nach traumatischen Ereignissen häufig vor. Ungewollte Gedanken oder Erinnerungen an das Erlebte können einen ablenken und führen zu Aufmerksamkeitsproblemen (z.B. in der Schule).
- Versuche zu verstehen, was los ist, wenn Du Konzentrationsschwierigkeiten hast (Hast du ungewollte Gedanken oder Erinnerungen an das Erlebte?).
- Versuche herauszufinden, ob es bestimmte Situationen gibt, in welchen die Konzentrationsschwierigkeiten vermehrt auftreten.
- Es ist in jedem Fall empfehlenswert, dass Du (oder mit Deinen Eltern zusammen) die Lehrperson über das Erlebte und die damit verbundenen Schwierigkeiten informierst. Du kannst die Lehrperson für weitere Informationen auch auf diese Website verweisen.
Übermässige Vorsicht
- Nach traumatischen Ereignissen ist es normal, dass man sich übermässig wachsam und angespannt verhält.
- Versuche Deine Sorgen Deiner Familie und/ oder Deinen Freunden*innen mitzuteilen. Darüber reden hilft in der Regel bereits.
- Übe Freizeitaktivitäten aus und triff Dich mit Freunden*innen. Achte darauf, dass Du bisher beliebte Aktivitäten oder Orte nicht vermeidest. Belohne Dich selbst, wenn Du es schaffst beliebte Aktivitäten oder Orte nicht vermeidest (z.B. ins Kino gehen, Freunde*innen treffen, usw.).
Schreckhaftigkeit
- Es ist normal, dass man nach traumatischen Ereignissen schreckhafter ist. Oft hat man Angst, dass einem so etwas erneut passiert und sucht daher die Umgebung ständig nach möglichen Risiken ab. Kleinste Reize (z.B. Geräusche) können einen erschrecken.
- Versuche Deine Ängste Deiner Familie und/ oder Deinen Freund*innen mitzuteilen. Darüber reden hilft in der Regel bereits.
- Versuche angstauslösende Situationen zu ertragen (und nicht zu vermeiden) und belohne Dich selbst, wenn Du das schaffst (z.B. ins Kino gehen, Freunde*innen treffen, usw.).
Gereiztheit
- Nervosität und andauernde Anspannung sind nach traumatischen Ereignissen normal. Diese zeigen sich häufig durch schlechte Laune oder Gereiztheit.
- Verschiedene Gefühle wie Anspannung, Müdigkeit oder Sorgen können zu Wut oder gereiztem Verhalten führen.
- Versuche Deine Gefühle gegenüber Deiner Familie und/ oder Freund*innen in Worte zu fassen. Dies schafft in der Regel bereits Erleichterung.
- Versuche Freizeitaktivitäten und Bewegung (z.B. Sport, Schwimmen, Joggen, usw.) als Ventil für Deine Gefühle und Frustration zu nutzen.
Hyperaktivität
- Nach traumatischen Erfahrungen kommt es häufig vor, dass man sich unruhig und zappelig verhält. Auch fällt es einem oftmals schwer ruhig Aktivitäten auszuführen.
- Auf Grund der Hyperaktivität kann kann es passieren, dass Du Schwierigkeiten in der Schule bekommst. Nimm dann Kontakt mit deiner Lehrperson auf und erklären ihr die Situation. Beziehe Deine Eltern als Unterstützung mit ein.
Wutanfälle, Aggressivität
- Es ist normal, dass Jugendliche nach einem traumatischen Ereignis reizbarer und sensibler sind und dadurch schneller frustriert und aggressiv sind.
- Versuche Deine Bedürfnisse, Deine Frustration oder Deine Sorgen gegenüber Deiner Familie und/ oder Deinen Freund*innen in Worte zu fassen.
- Vereinbare mit Deinen Eltern, was Du machen kannst, wenn die Wut kommt (in ein Kissen beissen, Boxsack, usw.).