Nach besonders schweren oder wiederholten bzw. langanhaltenden Traumatisierungen kommt es häufig vor, dass Kinder und Jugendliche unruhiger, impulsiver und nervöser sind und beispielsweise Wut- oder Trotzanfälle haben. Das Wiedererleben der traumatischen Ereignisse und der dauernde Versuch, auslösenden Situationen aus dem Weg zu gehen, führen bei Kindern und Jugendlichen zu Anspannungen. Sie können deshalb an Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder erhöhter Schreckhaftigkeit leiden.
Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
- Viele Kinder und Jugendliche, die traumatische Ereignisse erlebt haben, leiden an Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten. Einschlafrituale können helfen, dass Ihr Kind besser schläft (z.B. Geschichte erzählen, vom Tag erzählen, usw.)
- Falls nötig, helfen Sie Ihrem Kind Rituale für sich zu finden, die ihm helfen einzuschlafen (z.B.. Podcast, Hörbuch oder Musik hören, lesen, an etwas Schönes denken, etc.).
- Selbstberuhigungsrituale können eingesetzt werden, wenn Ihr Kind in der Nacht erwacht. Bevor Ihr Kind Sie aufweckt, sollte es diese Rituale ausprobieren. Es könnte z. B. sein Lieblingsstofftier als Beschützer oder ein Gegenstand von Ihnen als Unterstützung bei sich im Bett haben.
- Zur Beruhigung können einfache Atemübungen angewendet werden (beim Einatmen auf 3 zählen, beim Ausatmen auf 5 zählen). Wiederholen Sie dies zusammen ein paar Minuten lang.
- Sie können auch die Türe im Kinderzimmer leicht offen oder ein Nachtlicht brennen lassen.
- Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass eine Stunde vor dem Schlafengehen keine aufregenden Tätigkeiten gemacht werden (kein TV oder Handy, keine Computer-Spiele).
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während des Tages genügend und regelmässige körperliche Bewegung hat.
Übermässige Vorsicht
- Nach traumatischen Ereignissen kommt es häufig vor, dass Kinder und Jugendliche sich übermässig wachsam und angespannt verhalten.
- Helfen Sie Ihrem Kind seine Sorgen mitzuteilen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass seine innerliche Unruhe normal ist und wieder weggehen wird.
- Ermuntern Sie Ihr Kind zu Freizeitaktivitäten und Treffen mit Freund*innen
- Achten Sie darauf, dass bisher beliebte Aktivitäten oder Orte nicht gemieden werden.
Schreckhaftigkeit
- Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche nach traumatischen Ereignissen schreckhafter sind. Sie haben oft Angst, dass ihnen so etwas erneut passieren könnte und suchen die Umgebung ständig nach möglichen Gefahren ab. Kleinste Reize (z.B. Geräusche) können Kinder und Jugendliche erschrecken.
- Versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie und andere Erwachsene es beschützen werden und vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit.
- Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, seine Ängste mitzuteilen und nehmen Sie die Ängste ernst.
- Seien Sie Ihrem Kind gegenüber so gelassen wie möglich. Erzählen Sie ihm nicht von eigenen Ängsten und Sorgen.
- Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit und Geborgenheit, indem Sie ihm viel Zuwendung geben, sich in seiner Nähe aufhalten und häufig mit ihm sprechen oder spielen.
- Achten Sie darauf, dass Sie die Ängste Ihres Kindes nicht verstärken. Ermuntern Sie es soweit wie möglich, angstauslösende Situationen zu ertragen und loben Sie es, wenn es das schafft. Ermuntern Sie mutiges Verhalten!
Gereiztheit
- Körperliche Übererregung und andauernde Anspannung sind nach traumatischen Ereignissen normal. Diese zeigen sich bei Kindern und Jugendlichen häufig durch schlechte Laune oder Gereiztheit.
- Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass verschiedene Gefühle wie Anspannung, Müdigkeit oder Sorgen zu Wut oder gereiztem Verhalten führen können.
- Helfen Sie Ihrem Kind seine Gefühle in Worte auszudrücken und hören Sie sorgfältig zu und versuchen Sie ihm zu helfen, seine Frustrationen oder Sorgen auszudrücken.
- Auf Grund der Reizbarkeit kann Ihr Kind auch den Unterricht in der Schule stören. Nehmen Sie dann Kontakt mit der Lehrperson auf und erklären Sie ihr in Absprache mit Ihrem Kind die Situation.
Konzentrationsschwierigkeiten
- Konzentrationsschwierigkeiten sind bei Kindern und Jugendlichen nach traumatischen Ereignissen häufig. Ungewollte Gedanken oder Erinnerungen an das Erlebte lenken betroffen Kinder und Jugenliche ab und führen zu Aufmerksamkeitsproblemen.
- Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, was los ist, wenn es Konzentrationsschwierigkeiten hat. Finden Sie mit Ihrem Kind heraus, ob es bestimmte Situationen gibt, in welchen die Konzentrationsschwierigkeiten vermehrt auftreten.
- Es ist in jedem Fall empfehlenswert, dass Sie die Lehrperson Ihres Kindes über die traumatischen Erfahrungen Ihres Kindes und die damit verbundenen Schwierigkeiten informieren. Sie können die Lehrperson für weitere Informationen auch auf diese Website verweisen.
Hyperaktivität
- Nach traumatischen Erfahrungen kommt es häufig vor, dass Kinder und Jugendliche sich unruhig und zappelig verhalten. Es fällt ihnen oftmals auch schwer ruhig zu spielen.
- Auf Grund der Hyperaktivität kann Ihr Kind auch den Unterricht in der Schule stören (z.B. aufstehen, mit dem Stuhl schaukeln, usw).
- Es ist in jedem Fall empfehlenswert, dass Sie die Lehrperson Ihres Kindes über die traumatischen Erfahrungen Ihres Kindes und die damit verbundenen Schwierigkeiten informieren. Sie können die Lehrperson für weitere Informationen auch auf diese Website verweisen.
Wutanfälle, Aggressivität
- Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche nach traumatischen Erfahrungen reizbarer und sensibler sind und dadurch schneller frustriert und aggressiv sind.
- Seien Sie geduldig und versuchen Sie zu verstehen, was in Ihrem Kind innerlich vor sich geht: Ist Ihr Kind verängstigt, wütend oder gelangweilt?
- Unterstützen Sie Ihr Kind, seine Bedürfnisse, seine Frustration oder seine Sorge in Worte zu fassen und helfen Sie ihm, seine Wut mit anderen Mitteln auszudrücken.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie verstehen, wenn es im Moment schneller wütend ist, seien Sie aber in Ihrem Erziehungsverhalten trotzdem konsequent.
- Stellen Sie klare Verhaltensregeln auf und setzen Sie klare Grenzen. Lassen Sie Ihr Kind wissen, wenn etwas nicht ok ist und unterbrechen Sie aggressives Verhalten immer sofort. Lassen Sie die Situation nicht eskalieren, intervenieren Sie möglichst früh.
- Verwenden Sie einfache, ruhige und vernünftige Instruktionen.
- Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, was es machen kann, wenn die Wut kommt (in ein Kissen beissen, Boxsack, usw.). Stellen Sie auch hierzu klare Regeln auf.